Joel Mwimali (2.v.l.) und Julius Kalume (2.v.r.) wurden nicht nur bei ihrer Ankunft in Düsseldorf herzlich vom Team des AW-Campus empfangen. Foto: WCH-Gruppe

 

Den 15. April 2025 wird Julius Kalume (25) nicht so schnell vergessen. Nach monatelangem Warten war das Visum für Deutschland endlich da. Auch für Joel Mwimali (28) war es ein besonderer Moment: „Das war einfach eine unfassbare Freude“, erinnert er sich. Nach langer, intensiver Vorbereitung auf die Sprache, Arbeitswelt und Kultur ging es dann ganz schnell. Am 29. Mai landeten die beiden kenianischen Ingenieure in Düsseldorf. Für beide ist es das erste Mal, in einem anderen Land zu leben und zu arbeiten. Joel ist heute E-Bike-Mechaniker auf Sylt für das Unternehmen „myabo“. Julius plant Photovoltaikanlagen für ein Unternehmen in Nürnberg. Doch bis sie dort ankamen, lag ein weiter Weg vor ihnen.

Fachkräfte für Zukunftsbranchen: Der AW-Campus

Mit dem Ziel, gezielt Fachkräfte aus Kenia für den deutschen Arbeitsmarkt auszubilden und zu vermitteln, wurde 2023 das Projekt AW-Campus von Esther Philips gegründet, eine Initiative der in Düsseldorf ansässigen WCH mit ihren Tochterunternehmen Galoria GmbH und dem Industrieservice Europa (ISE). Das Konzept ist nachhaltig und fundiert: In Nairobi werden junge Menschen mit technischer oder handwerklicher Ausbildung gezielt für Berufsfelder mit Fachkräftemangel in Deutschland weiterqualifiziert – in den Bereichen Photovoltaik, E-Bike-Services und Logistik.

Jürgen Kasel, Projektleiter bei ISE, bringt es auf den Punkt: „Wir bilden keine Theoretiker aus, sondern praxisnahe Fachkräfte mit genau den Kompetenzen, die hier in den Betrieben fehlen. Gleichzeitig eröffnen wir jungen Menschen in Kenia eine klare, realistische Perspektive.“ Im ersten Durchlauf des Programms haben 14 junge Ingenieurinnen und Ingenieure aus Nairobi teilgenommen. Sie durchliefen intensive Deutschkurse (bis zum Niveau A2), technische Fachtrainings und interkulturelle Vorbereitungen auch mit Unterstützung der Außenhandelskammer in Nairobi und des Goethe-Instituts.

Kenia wurde dabei nicht zufällig ausgewählt: Das Land hat einen hohen Bildungsstandard, Englisch ist zweite Amtssprache, viele junge Menschen sind mehrsprachig ausgebildet und hochmotiviert. In einem früheren Projekt hatte die WCH bereits positive Erfahrungen mit kenianischen Arbeitskräften gesammelt.

„Es ist geplant, dass im Laufe dieses Jahres weitere 11 ausgebildete Fachkräfte zu uns kommen“, berichtet Kasel. Auch über die erste Kohorte hinaus sind die Pläne ehrgeizig: Die ISE beabsichtigt, mittelfristig weitere Fachkräfte in das Programm aufzunehmen, passgenau für Branchen mit konkretem Bedarf wie Photovoltaik, Logistik und technische Serviceberufe.

Ankommen im Alltag

Inzwischen sind Julius und Joel mitten im Alltag angekommen. Julius lebt und arbeitet in Nürnberg, wo er gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen Solaranlagen für private und gewerbliche Kunden plant. Joel arbeitet an der frischen Nordseeluft und hat sich, trotz ungewohntem Wetter, gut eingelebt.

„Es ist kalt an der Nordsee und es regnet oft“, sagt er und lacht. Denn das ist er von Kenia nicht gewohnt. Doch der berufliche Alltag gefällt ihm: „Ich habe immer davon geträumt, in einem so hoch entwickelten Industrieland wie Deutschland zu arbeiten.“ Beide betonen, wie willkommen sie sich fühlen, bei der WCH-Gruppe, aber auch in den jeweiligen Teams vor Ort.

Eine Symbiose mit Weitblick

Was für Julius und Joel ein mutiger Schritt ins Unbekannte ist, ist für die beteiligten Unternehmen ein Baustein in einer größeren Strategie gegen den Fachkräfteengpass und zugleich für Innovation und neue Wege der Zusammenarbeit. Und doch lässt sich dieses Projekt nicht allein mit wirtschaftlicher Logik beschreiben.

Es ist auch eine Geschichte von Begegnung. Von Offenheit auf beiden Seiten und der Idee, dass Qualifikation, Motivation und kulturelle Vielfalt nicht an Grenzen enden müssen. Die jungen Ingenieure bringen Wissen mit, aber auch Neugier. Sie begegnen einer Arbeitswelt, die sich ebenso in Richtung Nachhaltigkeit, internationaler Verantwortung und neuer Perspektiven wandelt. „Die Arbeit in einem global nachhaltigen Sektor ist für mich besonders wichtig“, sagt Joel. „So kann ich nicht nur mich weiterentwickeln, sondern auch etwas zurückgeben an mein Team, an das Projekt, an meine Heimat und an die WCH.“

Ein Satz, der nicht nur persönliche Dankbarkeit ausdrückt, sondern etwas Grundsätzliches berührt: dass Arbeit mehr sein kann als Erwerb. Dass sie verbinden kann, über Kontinente hinweg. Und dass Partnerschaft auf Augenhöhe dann gelingt, wenn beide Seiten bereit sind zu geben. Und zu lernen.

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